Wann haben wir in unserem hektischen Alltag eigentlich Zeit für uns selbst, Zeit für unser Innenleben? Wir alle wissen, dass es wichtig ist, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, auch wenn nicht jeder genau weiss wieso. Und auch wenn wir es wüssten, wäre dies oft nicht so einfach.
Nachdem wir 8-9 Stunden Arbeit hinter uns haben, wollen wir noch dies und das erleben, Freunde treffen, unser Hobby ausüben, und und und… Und wenn wir Zuhause ankommen muss noch so viel erledigt werden und eigentlich möchten wir doch einfach nur noch ins Bett. Wer von euch kennt dieses Szenario? Ich habe es noch immer sehr präsent meinem Gedächtnis, so als wäre ich noch mittendrin in diesem Leben.
Wie fühlt es sich eigentlich an mal so richtig abzuschalten? Wie fühlt es sich an nichts tun zu ‘müssen’ und alle Zeit der Welt zu haben? Wie fühlt es sich an von der Stille umgeben zu sein, und zwar für längere Zeit?
So richtig in den Genuss davon komme ich erst jetzt, wo ich hier in der Pampa draussen sitze und es tagtäglich erlebe. Und obwohl sehr wenige Menschen diese Erfahrungen mit mir teilen und oben stehende Fragen beantworten können, haben viele Angst vor dieser ‘unendlichen Ruhe’. Vielleicht liegt es auch genau daran, dass sie nicht wissen wie es ist. Ich habe schon oft solche Sätze gehört wie “Ich will gar nicht so viel Zeit und Ruhe haben, sonst würde mir doch langweilig werden”. Unglücklicherweise wissen nämlich viele nicht mehr, was sie mit so viel Zeit anfangen sollen. Und wovor sie Angst haben ist eigentlich nicht die Langeweile, sondern die Tatsache, dass sie mit sich selbst konfrontiert werden und die Zeit mit sich selbst “totschlagen” müssen. Das mag für einige zwar sehr absurd klingen, ist aber tatsächlich so.
Wieso ist es denn nun so wichtig sich Zeit für sich selbst zu nehmen? Was haben wir davon?
ZEIT ERMÖGLICHT HEILUNG.
Das Sprichwort “Zeit heilt wunden” kommt nicht von ungefähr. Obwohl wir es meist nur im Kontext von gebrochenen Herzen benutzenn sehe ich es so: Durch eine langfristige Entschleunigung geben wir unserem Körper und unserer Psyche die Möglichkeit sich vom Dauerstress den wir von Tag zu Tag erleben zu erholen.
Der Schein trügt, wenn wir meinen an einem normalen Arbeitstag nicht viel Stress gehabt zu haben. Auch wenn wir uns nicht sonderlich erschöpft fühlen, verarbeitet unser Unterbewusstsein die Eindrücke die durch unsere Sinne tagtäglich aufgenommen werden. Das Gehirn arbeitet auf Hochtouren, wenn wir verschiedenste Gerüche, Geräusche, Bilder in uns aufnehmen. In der Stadt setzen wir uns der massiven Informationsflut besonders heftig aus. Wer nicht in der Stadt aufgewachsen ist, weiss wie erschöpfend ein Tag in der Stadt sein kann. Leute, die die Stadt gewohnt sind, haben (meist) nicht gelernt mit dem Stress umzugehen, sondern nur, wie sie den Stress ignorieren können.
Krankheiten, die von zu viel Stress entstehen (ihr wisst selbst, welche alle dazu gehören) können nicht wirklich mit Medikamenten geheilt werden. Die Linderung von chemikalischen Tabletten sind nur von kurzer Dauer und behandeln, wie schon so oft gelesen und gehört (!), nicht den Ursprung der Krankheit, sondern nur das Symptom. Zudem werden so viele Menschen in eine Abhängigkeit gedrängt und haben Schwierigkeiten von solchen Tabletten wieder frei zu werden. Jeder, der etwas logisch zu denken versucht merkt, dass die einzige Lösung für Heilung die ist, dem Körper und der Psyche das zu geben, worum sie schon so lange bitten. Zeit zur Verarbeitung, Zeit zur Erholung!
WICHTIGE GEDANKEN UND
WIE WIR UNS BESSER KENNENLERNEN.
Zeit gibt uns die Gelegenheit uns in Gedanken zu vertiefen. Viel Zeit gibt uns die Gelegenheit unsere Gedanken zu ordnen und genauer zu untersuchen. Unmengen von Zeit gibt uns die Gelegenheit zu erkennen, welche Gedanken für uns und unser Leben förderlich sind, und welche wir beiseite legen können.
Dieser Prozess ‘sich mit seinen Gedanken auseinander zu setzen’ hört sich vielleicht einfach an, ist aber für viele Menschen eine ziemliche Herausforderung. Spätestens wenn wir an den kratzenden Punkt gelangen, wo wir unsere Gedanken genauer zu untersuchen beginnen. Denn da stossen viele von uns auf unangenehme Einsichten, die unser Ego nicht so einfach annehmen kann und möchte. Spätestens dann wissen wir, dass wir uns jetzt an einem Ort befinden, wo wir uns selbst besser kennen lernen können, indem wir noch etwas tiefer graben. Diese Chance müssen wir nutzen. Es eröffnet uns eine wundervolle und eine ganz neue Sicht auf uns selbst. Zudem kann dies auch ein wichtiger Punkt für eine innere Heilung sein. Wer dies einmal ausprobieren möchte und etwas Starthilfe braucht, dem habe ich einige Fragen aufgelistet, die er/sie sich stellen kann, um den Gedankenfluss in Gang zu bringen. Wichtig ist: Sei ehrlich! Die Antworten sollen nicht gut klingen, sondern wahr sein.
– Welche Eigenschaften mag ich an mir?
– Wofür schäme ich mich? Was mag ich nicht an mir?
– Wofür bin ich dankbar?
– Was macht mir Spaß und gibt mir gute Laune?
– Wovor habe ich Angst? Was sind meine Sorgen?
– Was war mein grösster Fehler? Kann ich mir dafür verzeihen?
– Was ist meine schönste Erinnerung?
– Was wünsche ich mir?
– Was sind meine Ziele?
– Wie schade ich mir selbst? Was sagt mir mein innerer Kritiker?
– Wie kümmere ich mich um mich selbst? Was tue ich mir Gutes?
– Wo fühle ich mich sicher?
– Wo sind meine Grenzen?
– Was ist mir wichtig im Leben?
– Was bringt mich aus meiner Fassung?
– Was sind meine Werte und woran glaube ich?
Wer noch weiter gehen will fängt irgendwann automatisch an sich über das Leben im allgemeinen Gedanken zu machen. Hier möchte ich niemanden mit möglichen Fragen einschränken. Gedanken soll man fliessen lassen. Ich bin sowieso der Überzeugung, dass bei jedem die richtige Frage zum richtigen Zeitpunkt auftaucht (solange man sich eben auch Zeit dafür gibt/nimmt). Darin sehe ich auch das Zeichen, sich mit genau der Frage intensiver zu beschäftigen.
Ich selbst bin kein Experte, bin mitten drin in meinen Gedanken und entdecke und lerne immer mehr. Manchmal ist es schwierig seine Gedanken mit Menschen zu teilen, vor deren Reaktionen man sich scheut oder sogar fürchtet. Es ist nicht immer einfach Gleichgesinnte zu finden. Vielleicht habe ich mit meinem Blog ungewollt einen Weg gefunden, wie ich meine Gedanken mit denen teilen kann, die wirklich daran interessiert sind. Ich freue mich auf jeden Fall auf die nächsten Posts, die ich mit euch teilen darf! 😉
KREATIVITÄT ENTDECKEN.
Wenn du meinst, du bist nicht kreativ, dann liegst du falsch. So bin ich zumindest der Überzeugung. Ich glaube nämlich, dass wir uns nicht kreativ entfalten können, wenn wir uns nicht die Zeit dafür nehmen können. Anders herum: wenn wir alle Zeit der Welt hätten, würde sich unser ursprünglicher Schöpferdrang (der in jedem Menschen vorhanden ist) ankurbeln und unsere Kreativität zu entfalten beginnen. In welcher Form auch immer.
Es gibt Leute, die sagen, sie würden Zeitdruck brauchen, um überhaupt produktiv zu werden. In unserer Gesellschaft haben wohl viele von uns gelernt, unter Druck zu “funktionieren” und eine gute Leistung abzuliefern. Ich gehöre auch dazu. Aber wenn ich meine vergangenen Arbeiten vergleiche (in meinem Fall Grafik Design), kann ich behaupten, dass mir die besten Projekte unter Zeitfreiheit (oder zumindest ohne grossen Druck) gelungen sind.
Während solchen Projekten ist bei mir die Neugierde an der Thematik, der Spass und die Anforderung an mich selbst, etwas schönes zu kreieren extrem gestiegen. Und nach solchen Projekten habe ich mich immer inspiriert gefühlt, ein neues Projekt zu beginnen und mich weiter schöpferisch auszudrücken. Natürlich musste es auch etwas sein, was ich wirklich wollte und das “Schaffen” aus einer tiefen Herzenslust heraus kam.
Es gab Zeiten, an denen ich an meiner Kreativität gezweifelt habe. In meiner Berufsbranche ist es sowieso schwierig immer kreativ sein “zu müssen”. Und an diesem Punkt möchte ich euch ein Buch empfehlen welches mir in vielen Hinsichten unglaublich geholfen hat. Ich habe durch dieses Buch so viel neues von und an mir entdeckt. Dieses Buch passt wunderbar zu meinem Beitrag, weil es sich unter anderem fest mit den Punkten befasst, über die ich hier schreibe.
Der Weg des Künstlers.
Ein spiritueller Pfad zur Aktivierung unserer Kreativität
von Julia Cameron.
(Schau dir das Buch genauer an!)
Dieses Buch ist natürlich nicht nur für Künstler oder kreative Menschen, es ist für alle! Und damit meine ich wirklich für ALLE. Auch die, die ihre Kreativität entdecken wollen, auch wenn sie nicht an ihre Existenz glauben. Oder die, die nicht unbedingt kreativ sein, aber sich besser kennen lernen wollen. Dieses Buch ist keines, welches man nur liest. Es fordert einen auf, mit ihm in einem 12-Wochen Programm an sich zu arbeiten und dabei seine Kreativität (wieder) zu finden.
Ich habe dieses Buch 1,5 Mal gelesen. Eine komische Zahl, die ich aber begründen kann! Vor gut 2 Jahren, habe ich das Buch bestellt und einmal durchgelesen/durchgearbeitet. Es hat mich so inspiriert und mir eine ganz neue Sicht auf mich und meine Kreativität gegeben. Ich wusste, dass ich es wieder lesen musste/wollte! Denn um all dies in mir zu festigen genügte es nicht, es nur einmal gelesen zu haben. Der Alltag der mich nach einiger Zeit wieder eingenommen hat, hat mich das Buch allerdings wieder etwas vergessen lassen. Vor etwa einem halben Jahr habe ich dieses Buch wieder zur Hand genommen. Dieses Mal hat es während dem Lesen so viel in mir bewirkt, dass ich aktiv werden wollte und mein Leben verändern wollte. Und zwar richtig. Ich wollte nicht mehr warten bis ich das Buch fertig gelesen habe. Also habe ich es nach der ersten Hälfte beiseite gelegt. Ich musste mir einen Plan machen, was ich eigentlich wollte und wie ich dies erreichen würde. Dieses Buch war unter anderem ein grosser Einfluss, der mich dazu Bewegt hat die Schweiz zu verlassen und etwas neues auszuprobieren. Und mit meinem Partner an meiner Seite, der mich so oft ermutigt hat den Schritt zu wagen, schien alles einfach und machbar. An dieser Stelle ist ein grosses Dankeschön an dich, Aaron, angebracht. ♥︎
Hier kommen wir bereits zum Ende dieses Beitrags. Es ist oft schwierig die Beiträge nicht zu lange zu gestalten, weil wie bekanntlich: in der Kürze liegt die Würze. Ich hätte so viel mehr über das Thema “Zeit” schreiben können, musste mich aber etwas zurückhalten, denn ich wollte nicht, dass wichtige Punkte in einer riesigen Bleiwüste untergehen. Mir ist es wichtiger, dass ich euch mit meinem Beitrag anspornen und inspirieren kann. Dass ich euch anstossen kann, selbst tiefer in die Thematik einzutauchen.
Es gibt so vieles über dieses Thema zu diskutieren und ich freue mich auf eure Feedbacks und Kommentare!
Ich sende euch alles Liebe aus Portugal und bis zum nächsten Mal.