Vor einigen Wochen, als ich gerade von den Festtagen bei unseren Familien wieder in Portugal angekommen bin, erhielt ich die Nachricht, dass meine Oma gestorben sei. Das neue Jahr hatte erst gerade begonnen und schon kam eine kleine Herausforderung auf mich zu. Als ich meine Oma während den Festtagen in der Schweiz besuchte, verkündete ich ihr die frohe Botschaft, dass sie ihr 17. Urenkelkind erwarten dürfe. Und als sie fragte: «Werde ich es noch erleben?», antwortete ich ihr: «Klar! Es sind ja nur noch drei Monate!». Im Nachhinein wurde mir klar, wie schnell es doch manchmal gehen kann…

Auch wenn das Thema Tod für viele Menschen sehr schrecklich klingt und ein Loslassen nicht immer einfach ist, ja manchmal sogar ziemlich schmerzhaft, so hat mich der Tod meiner Oma nicht aus meinen Bahnen geworfen. Im Wissen, dass sie ein langes Leben leben durfte und, dass sie nicht „wirklich“ gegangen ist, konnte ich mich ziemlich gelassen in Gedanken von ihr verabschieden. Meine Überzeugung ist, dass Energie (woraus wir ja alle bestehen) sich nicht einfach auflösen kann, sondern sich einfach in der Form verändert, wenn wir sterben. So lebt ihr geistiger Körper für mich noch weiter und ist wohl auch noch irgendwo unter uns. Dies mag nicht für alle stimmig sein, aber für mich ist es so normal wie Zähneputzen. Vielleicht gab mir auch genau diese Ansicht die Kraft, den Tod meiner Oma einfacher anzunehmen.

 

Ein wunderschön gestaltetes Andenken an meine Oma.

Nichts desto trotz habe auch ich nach erhalt dieser Nachricht einige Tränen vergossen. Die Tage danach waren mehr oder weniger von Gedanken über das Leben und den Tod geprägt. Durch den Tod meiner Oma und die bevorstehende Geburt meines Sohnes (ja, es wird ein Junge!) wurde mir das Rad des Lebens so wunderbar vor Augen geführt: Altes geht und Neues kommt. Es ist ein Kreis der sich schliesst und ein Rad, das immer weiter und weiter dreht.

Meine Gedanken haben sich noch weiter gesponnen, denn ich dachte plötzlich daran, wie sich unsere Welt von Generation zu Generation so radikal verändert.

Kurz vor ihrem Tod, hat mir meine Oma einen Brief geschrieben. Es war ein Brief ihrer persönlichen Art – ein kleiner Vortrag über ihre Ansichten, die sie mir ans Herz legen wollte, und zwar bezüglich Heirat. Kurz gesagt ging es darum, dass sie es nicht guthiess, dass Aaron und ich nicht verheiratet seien und trotzdem ein Kind erwarteten. Es sei eine Frage des Charakters und ob ich denn keine Moral hätte. Dies war und ist eine veraltete Ideologie, die ich nicht voll und ganz unterstützen kann. Auf ihren Brief antwortete ihr nicht, denn auf eine Debatte wollte ich nicht eingehen und ich wusste, dass sie es doch nur gut meinte.

Nach ihrem Tod, musste ich an diese kleine Geschichte zurück denken und habe für mich festgestellt, dass das Rad des Lebens nicht nur „neue“ Menschen bringt, sondern eben auch neue Ideologien und Weltansichten und, dass fortlaufend ein Wandel der Welt geschieht. Für mich sieht es so aus, als würde jede Generation neue Energie auf unsere Erde bringen, die veraltete Denkmuster und Weltansichten langsam mit Neuen ablösen. Unsere Kinder sind die Zukunft. Wie wahr diese Aussage doch ist…

So freue ich mich riesig auf die bevorstehende Geburt meines Sohnes. Dann fängt der interessanteste Teil meines Lebens wohl erst an. Natürlich will ich meinem Kind das Beste weitergeben und meine Ansichten mit ihm teilen, doch ich bin auch so gespannt, was ich selbst alles von ihm lernen werde! Kinder sind unsere grössten Lehrer – so habe ich gehört, und darauf bin ich erwartungsvoll eingestellt. Ich will offen und unvoreingenommen für neue Ansichten sein und mich in meiner geistigen Flexibilität üben. Mal schauen, wie gut mir das gelingen wird. 😉

 

Dieser kurze Beitrag war ein kleiner Einschub, den ich irgendwie wichtig und schön fand. Wer denkt schon „einfach so“ über das Rad des Lebens nach? Vielleicht gibt es einige unter euch, die meine Gedanken darüber nachvollziehen oder sogar mit mir teilen können. Wie siehst du es?

 

Freue mich auf deinen Kommentar.