Okay, jetzt ist es offiziell. Ich verkünde euch allen, dass ich mich (so gut es irgendwie geht!) vegan ernähre. Wie es dazu gekommen ist? Okaaay, hier die ganze Geschichte… (Und seid gefasst, es wird ein langer Post!)

Am besten fange ich da an, als Fleisch noch zu meinem liebsten Essen zählte. In unserer Familie haben wir nie besonders viel Fleisch gegessen, aber als Kind liebte ich Würste und Chicken-Curry, den meine Mom Zuhause zubereitete. Als ich älter wurde änderte sich das ein bisschen – auf Wurst hatte ich keinen Appetit mehr, dafür aber auf gutes rotes Fleisch, wie Lamm und Wild. So führten meine beiden guten Freundinnen, Sarah & Corina, und ich die Tradition ein, für jeden unserer Geburtstage ins Steakhouse (Marina in Lachen) zu gehen und es uns dort gut gehen zu lassen. Nicht nur verband ich diese Treffen mit feinem Essen, sondern auch mit einem schönen Mädels-Abend, wo wir unsere Geschehnisse seit dem letzten Essen austauschten. 

Zu der Zeit machte ich meine Grafiker-Lehre und umgab mich mit Menschen, die sich vegetarisch ernährten. Ich hörte diesen Ausdruck viel, mass dem aber (noch) keine grosse Bedeutung zu. Doch je mehr ich davon hörte und sah fing ich mich an für diesen Lifestyle zu interessieren. Mit der Zeit fing ich an (wohl eher unbewusst) weniger Fleisch zu essen. Die Treffen im Steakhouse blieben dennoch eine mit Freude erfüllte Angelegenheit. Nach und nach jedoch verwandelte ich mich schleichend zur Vegetarierin (wenn man das so sagen kann), ohne dies meinem Umfeld offiziell zu verkünden. Wenn ich aber wählen konnte, entschied ich mich fast nur noch für Gerichte ohne Fleisch. Mittlerweile hatten Corina, Sarah und ich das Bedürfnis auch mal andere Restaurants für unsere Geburtstage zu besuchen. Nicht etwa, weil ich kein Fleisch mehr essen wollte, sondern einfach, weil wir mal was neues sehen wollten. Dies kam mir aber gerade zurecht.

(Ps: Corina ist heute wieder Veggie und wir sind dann schlussendlich nach Murg ‘id Sagibeiz’ gegangen 😉)

Fleisch Adieu!

Als ich von Zuhause auszog, war es für mich klar – mir kommt kein Fleisch mehr auf den Teller. Und so liess ich es auch meine Familie wissen, die sich jedoch über meine Nachricht ziemlich besorgten. Woher bekommst du aber dein Eisen und deine Proteine? Damals konnte ich ihnen keine „guten Antworten“ liefern, denn ich muss zugeben, ich hatte mich nicht allzu tiefgründig darüber informiert, wusste aber, dass ich nicht nur auf Fleisch verzichten konnte, ohne mein Essverhalten der neuen Situation anzupassen. Ich wusste um die Wichtigkeit von Hülsenfrüchten und Nüssen, welche ich zuvor nicht sonderlich viel gegessen habe und fortan in meinen Speiseplan aufgenommen wurde.

Seit da, hat sich mein Lifestyle ziemlich rasch verändert und ich habe begonnen mich noch mehr für diesen Lifestyle zu interessieren und mich aktiv darin zu vertiefen. Ich schaute Youtube Filme und folgte Leuten, die sich vegan ernährten und darüber erzählten. Ich war inspiriert, doch der Schritt zu einem Vegan-Lifestyle war doch noch etwas zu heftig und zu früh für mich. «Was kann man denn überhaupt noch essen, wenn man alle tierischen Produkte weglässt?», dachte ich. Trotzdem inspirierten mich diese Leute und ich las und sah mehr und mehr darüber. 

Im Januar 2017, kam Aaron in die Schweiz und in mein Leben. Da war ich nun bereits ca. 3 Jahre zufriedene Vegetarierin. Aaron, der damals in meinen Haushalt kam, wurde von 0 auf 100 auch Vegetarier. Erstens, weil ich kein Fleisch kochte, zweitens, weil das Fleisch für ihn zu teuer war, um es sich selbst zu kaufen. 😛

Der Schritt zum Vegan-Lifestyle

Im April 2017 zogen wir in unsere eigene kleine Wohnung, wo ich Nachbarin einer guten Bekannten wurde. Wir kochten gerne leckere vegetarische Gerichte zusammen, manchmal ganz ungewollt auch vegane Gerichte. Das zusammen Kochen, gab mir nochmals die Inspiration, mich wieder mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ich fühlte, dass mich der Veganismus stark zu interessieren begann. Da ich seit der Kindheit mühe mit Milchprodukten hatte und ich Blähungen davon bekam, ass ich sowieso sehr wenig Milchprodukte. Und so entschloss ich mich es einfach mal auszuprobieren. Mich vegan zu ernähren viel mir nicht sonderlich schwer, sondern machte mir eigentlich ziemlich Spass. Ich wurde erfinderisch und kreativ in der Küche und liebte es einkaufen zu gehen.

Insgesamt nahm ich den Veganismus zwar ernst, aber machte hie und da Ausnahmen und war nicht allzu streng mit mir. Als ich einmal wieder Fleisch gegessen habe (zu Besuch bei meinen Eltern), habe ich gemerkt, dass es mir gar nicht mehr schmeckte und ich es sogar ziemlich unappetitlich fand. Mein Magen hat sich danach auch ganz komisch angefühlt und ich fühlte mich müde und schwer. Das war für mich eine Bestätigung, dass ich ganz gut auf Fleisch verzichten kann. Kurz darauf haben Aaron und ich Zuhause eine Doku geschaut, die mich dann total überzeugt hat. Die Doku heisst: What the Health! (Auf Netflix verfügbar)

In dieser Doku habe ich unter anderem viel über Fleischkonsum und Gesundheit erfahren und ich fand es einfach mega interessant! Ich will und kann gar nicht tiefer ins Detail gehen, denn das würde den Rahmen für diesen Beitrag sprengen. Am besten schaut ihr euch die Doku einfach selbst an. 🙂

Portugal

Im Oktober sind Aaron und ich nach Portugal ausgewandert. Und um eines klarzustellen: sich in Portugal vegan zu ernähren ist sehr, sehr, seeeeehr schwierig! Vor allem, wenn man auch mal auswärts essen gehen möchte. So musste ich mich, bis wir einen eigenen Haushalt hatten, wieder vegetarisch ernähren. Ich denke in den Städten gibt es bestimmt einige gute vegane Restaurants, aber da wo wir wohnen, irgendwo im Nirgendwo, gibt es sowas nicht. So antworten die Restaurantbesitzer auf die Frage «Habt ihr vegetarische Gerichte?», immer mit «Nein», auch wenn sie z.B. eine simple Gemüsesuppe auf der Speisekarte anbieten. Die Portugiesen sind stolz auf ihr Fleisch und sie können nicht verstehen, wieso man freiwillig auf Fleisch verzichten will. An einigen Orten wird das schon fast als Beleidigung aufgenommen. Für die Portugiesen sind wir Aliens. Aber da wir Ausländer und vom Norden sind, haben wenigstens einige wenige Leute Verständnis dafür. 

Ganz schwierig fand ich es, als unsere portugiesischen Freunde nach einer Weile (als wir uns genug gut kannten) anfingen uns bekehren zu wollen – und dies in üblem Masse. Angefangen hat es mit einfachen «Anti-Vegi-Witze», die sich bei jedem Treffen wiederholten. «Wir bieten Essen für ‚Menschen‘» an», hiess es erst kürzlich von unserem restaurantbesitzendem Bekannten, um nur ein Beispiel zu nennen. Kleine Vorträge hier, kleine Vorträge da bis es irgendwann so weit war, dass wir uns in einer Debatte wiederfanden, wo wir gerade zu angebrüllt wurden und uns jegliches Wort abgeschnitten wurde. Das war der Punkt, an dem wir klarstellen mussten, dass wir kein Wort mehr EVER darüber hören wollen. 

Das beste ist es im Supermarkt einkaufen zu gehen und Zuhause was feines hinzuzaubern, doch auch das ist nicht sehr einfach, da die Shops nicht sehr vegan-freundlich sind. So wird z.B. eine «pflanzliche» Margarine auf der Vorderseite mit «100% pflanzlich» angeschrieben und auf der Rückseite findet man «50% Kuhmilch». Wie gesagt, es ist schwierig, aber irgendwie gehts…

Nun gut, wir hatten also unseren eigenen Haushalt und ernährten uns Anfangs so vegan wie es eben ging. Doch dies hielt nicht lange Zeit, weil Aaron um meine Proteinzufuhr besorgt war (auch mit dem Gedanken an unser Baby, damals noch im Bauch) und er mir dann fast täglich Eier zum Frühstück machte. Und da ich es damals auch nicht besser wusste, dachte ich «OK, Proteine für mich und das Baby». Und als das Baby dann da war und ich zu stillen begann wuchs bei ihm die Angst um einen Proteinmangel und meinte, ich müsse unbedingt Fisch essen. Dies ging mir dann zu weit, doch ich machte zwei mal eine Ausnahme und ass mit super schlechtem Gewissen ein Thunfischsandwich. 

Back to vegan

Ich war genervt, wollte ich doch weder Fisch noch Eier essen, aber ich konnte Aaron nicht davon überzeugen, dass ich auch ohne Fisch und Eier gesund sein kann. Im Internet nach Beweisen dafür zu suchen war schwierig und Aaron genügten meine Quellen aus dem Internet nicht. Als meine Familie zu Besuch kam, erhielt ich ein Buch über Krankheit und Heilung (Mediale Medizin von Anthony William), welches mich richtig in den Bann gezogen hat. Unter anderem habe ich in diesem Buch erfahren, wie schädlich tierische Proteine für unser Körper sind. Mit diesem Argument habe ich Aaron berichtet, dass ich mich wieder vegan ernähren möchte. Kein Fisch und keine Eier mehr. Einige Tage später knallte er mir zwei Bücher auf den Tisch, die er mir einmal gekauft hatte und ich im Bücherstapel habe vertauben lassen. The Vegan Cookbook for Beginners und The 80/10/10 Diet. «Dann benutz doch endlich mal dieses Kochbuch! Lass uns zusammen vegane Gerichte kochen.», meinte er. Ich nahm das andere Buch (The 80/10/10 Diet) zur Hand und las etwas darin. Ich schlug genau eine Seite auf, in der stand, dass wir erstens keine tierischen Proteine zu uns nehmen sollten und zweitens auch nicht zu viele! (Mehr darüber ein andermal) Was für eine Synchronizität! Mein Argument war gefestigt und ich wieder voller Überzeugung und Lust auf den Vegan-Lifestyle!

Der Wandel zu einem Vegan-Lifestyle hat bei mir unbewusst, schleichend oder vielleicht sogar auch mit einer Mode angefangen. Mittlerweile habe ich aber meine Gründe und keine Entschuldigung mehr Fleisch und tierische Produkte zu konsumieren (obwohl ich noch immer im Prozess bin wirklich ALLE tierische Produkte wegzulassen). Ich werde im nächsten Beitrag noch vertieft über das Thema Veganismus  und meine Gründe schreiben, damit ihr nachvollziehen könnt, wieso ich mich dazu entschieden habe. Was Leute darüber denken ist mir mittlerweile egal geworden. Hier in Portugal habe ich eine harte Schale gekriegt und gelernt mit Kritik und Anschuldigungen umzugehen. Ich wünschte mir jedoch, dass urteilende Blicke und doofe Kommentare bald der Vergangenheit angehören. Jeder hat das Recht für seine Entscheidung akzeptiert zu werden.

So, die Predigt ist vorbei und der Beitrag hiermit zu Ende. Für die, die es bis hierhin geschafft haben: Danke, dass ihr so geduldig gewesen seid alles zu lesen 🙂 

 

Bis bald, ihr hört von mir!